Der Trend hält an. Nun müssen auch Neukunden der Postbank früher Verwahrentgelte bei Giro- und Tagesgeldkonten zahlen. Bisher lag der Freibetrag bei 100.000 Euro.

Quelle: dpa

Frankfurt Die Postbank senkt die Freibeträge für Spareinlagen deutlich. Ab dem 21. Juni wird die Deutsche-Bank-Tochter bei neu abgeschlossenen Verträgen Verwahrentgelte ab einem Betrag von 50.000 Euro auf Giro- und Anlagekonten nehmen – ab 25.000 Euro auch auf Tagesgeldkonten. Das teilte das Institut am Mittwoch mit. Bisher lag der Freibetrag bei 100.000 Euro.

Für Spareinlagen bei Konten der Marke Deutsche Bank seien vorerst keine Änderungen geplant, fügte ein Sprecher hinzu. „Wir haben die Marktentwicklung im Blick und entscheiden zu gegebener Zeit über das weitere Vorgehen.“ Die Deutsche Bank stellt Kunden ab einem Betrag von 100.000 Euro Strafzinsen in Rechnung.

Die Postbank folgt damit einem Trend, der längst unter Deutschlands Banken um sich greift. So verkündete etwa die Commerzbank, dass sie ab dem 1. August bei Neukunden ab einem Betrag von 50.000 Euro ein Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent der Einlagen erheben wird. Bisher liegt der Freibetrag bei 100.000 Euro.

Betroffen von der Neuregelung sind dabei aber nicht nur künftige Kunden der Commerzbank, sondern alle Privatpersonen, die seit dem 1. Juli 2020 dort Kunde sind. Damals hatte das Institut seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert und darin festgelegt, dass die Weitergabe von Negativzinsen grundsätzlich möglich ist.

Guthaben von Privatkunden sind durch die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) für viele Banken zu einer teuren Belastung geworden. Wegen überschüssiger Liquidität haben die Kreditinstitute in der Euro-Zone im vergangenen Jahr 8,5 Milliarden Euro an negativen Zinsen an die EZB überwiesen – so viel wie nie zuvor. Das geht aus einer Studie der Zinsplattform Deposit Solutions hervor.

Deutschland ist am stärksten betroffen

Der Grund für diese Entwicklung: Im Corona-Jahr 2020 sind die Guthaben der Kunden deutlich stärker gestiegen als die Nachfrage nach Krediten. Wenn Banken die Gelder ihrer Kunden aber nicht fürs Geschäft nutzen oder anderweitig anlegen, müssen sie die überschüssigen Mittel bei der Notenbank parken – und dafür Negativzinsen bezahlen.

Eine bittere Entwicklung

Der Chef der Hamburger Sparkasse (Haspa), Harald Vogelsang, findet die Situation „absurd“. Noch vor wenigen Jahren buhlten Kreditinstitute darum, Kunden anzuziehen. Es sei das „höchste Gut“ gewesen. Heute dagegen müsse man sich absurderweise gegen die Einlagenflut wehren. Gerade für die Sparkassen, die das Wort „sparen“ im Namen tragen, ist das eine sehr bittere Entwicklung.

Noch strenger ist die Sparda-Bank West aus Düsseldorf bei Girokonten. Sie verlangt nun auch von Bestandskunden Minuszinsen von 0,5 Prozent ab 25.000 Euro Einlagen auf dem Girokonto. Bei Tagesgeld beträgt der Freibetrag 50.000 Euro.