Die USA haben einen gigantischen Schuldenberg angehäuft, eine Trendumkehr ist nicht in Sicht. An den Börsen macht sich Sorge breit. Anleger und Anlegerinnen sollten reagieren.
Fast 200.000 Dollar pro Sekunde, 12 Millionen Dollar in jeder Minute – in diesem Tempo gibt der US-Staat derzeit das Geld aus. In den vergangenen zwölf Monaten waren es insgesamt 6,2 Billionen Dollar. Doch mehr als ein Viertel davon, rund 1,7 Billionen, war ungedeckt. So viel machten die USA in einem Jahr an neuen Schulden.
Das ist eine enorme Summe, entsprechend gigantisch ist der Schuldenberg des Landes in Höhe von fast 35 Billionen Dollar. Er wird wohl in rasantem Tempo weiterwachsen, denn es gibt keine Anzeichen für eine Trendwende bei den Staatsfinanzen. So unversöhnlich sich die politischen Lager in den Vereinigten Staaten gegenüberstehen, in einem Punkt sind sie sich einig, beim Schuldenmachen.
An den Kapitalmärkten wird das allerdings zunehmend kritisch gesehen. Hier werden immer mehr Stimmen laut, die auf die Gefahren hinweisen. Für die USA, das weltweite Finanzsystem und die privaten Sparerinnen und Sparer. Auch wenn viele Fachleute die Risiken derzeit noch für überschaubar halten, kann es ratsam sein, einige Vorkehrungen zu treffen.
USA könnten bei Schuldenlast an Italien und Griechenland vorbeiziehen
Daher wird die US-Regierung auch in diesem Jahr voraussichtlich wieder 1,5 Billionen Dollar an neuen Schulden aufnehmen, was einer Defizitquote von 5,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht – und das in Zeiten eines wirtschaftlichen Booms mit rekordniedriger Arbeitslosigkeit.
Die Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt stiege dadurch in diesem Zeitraum um etwa 20 Prozentpunkte. Die USA würden bei der Schuldenlast an Italien und vielleicht sogar an Griechenland vorbeiziehen.
Dabei sind die Berechnungen des Congressional Budget Office sogar noch optimistisch. Sie gehen davon aus, dass die vorübergehenden Steuersenkungen, die Trump 2017 veranlasst hatte und die einen guten Teil des riesigen Lochs im Haushalt verursacht haben, plangemäß 2025 komplett auslaufen. Das will jedoch nicht mal Präsident Biden. Zudem rechnet der Ausschuss damit, dass die Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren leicht zurückgehen werden – auch das ist unrealistisch.
Zu all dem kommen die gestiegenen Zinsen. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Zinszahlungen des Staates auf 663 Milliarden Dollar, bis 2032 dürfte sich der Betrag laut dem Ausschuss des Kongresses verdoppeln.
Gefahr, dass Diktatoren ihr Geld abziehen
Ein Ausweg aus dieser verfahrenen Situation ist nicht in Sicht. Darüber könnte die Welt gelassener hinwegsehen, wären die USA nicht die führende Wirtschaftsmacht der Welt und Hüter der Weltleitwährung. Dieser Status des Dollar macht die Schuldenpolitik jedoch überhaupt erst möglich. Denn Anlegerinnen und Anleger aus aller Welt bringen ihr Geld in die USA, investieren es in die Schuldscheine der dortigen Regierung und lassen sich dabei bislang auch nicht von den bereits angehäuften hohen Verbindlichkeiten abschrecken.
Für Amundi-Experte Mahmood Pradhan gibt es dafür zwei wesentliche Gründe. Das eine ist ein sehr großer Kapitalmarkt, der die Ersparnisse praktisch der ganzen Welt absorbieren kann, sagt er. 60 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung der Finanzmärkte befinden sich in den USA. Das Land außen vorzulassen, ist für Profi-Investoren praktisch unmöglich. Und das Zweite ist die volle Konvertibilität des Dollar. Anleger könnten ihr Geld jederzeit wieder umtauschen und abziehen. Es bedürfte eines sehr gewichtigen Ereignisses, damit sich die Welt vom Dollar abwendet, glaubt Pradhan daher und sieht gleichzeitig ein mögliches Szenario genau dafür. Ein echtes Risiko geht von den eingefrorenen russischen Währungsreserven aus. Denn sollte der Westen diese tatsächlich beschlagnahmen und an die Opfer der russischen Kriege übertragen, könnte das schwere Folgen haben. Es wäre ein Präzedenzfall und dürfte andere Diktatoren dazu bringen, ihr Geld aus dem Dollar abzuziehen.
Noch ist der Dollar praktisch alternativlos für Anlegerinnen und Anleger
Andere erkennen schon jetzt Folgen. «Die Tatsache, dass der Westen die Leitwährung Dollar als Sanktionswaffe verwendet und die Dominanz des US-Dollar im weltweiten Finanzsystem dazu genutzt hat, andere Staaten zu bestrafen oder zu Verhaltensänderungen zu zwingen, hat das Vertrauen in den Dollar ausgehöhlt», sagt Arnab Das, Makrostratege bei der Investmentgesellschaft Invesco.
So stelle China seinen grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr bereits zunehmend auf Yuan um, und es gebe Bestrebungen innerhalb der Gruppe der sogenannten Brics-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika –, sich stärker vom Dollar abzukoppeln.
Die Möglichkeiten dafür sind jedoch begrenzt, schlicht, weil es keine echte Alternative in der Welt der bestehenden Währungen gibt. Der Yuan ist nicht frei handelbar, der chinesische Kapitalmarkt deutlich kleiner als der US-amerikanische, und vor allem unterliegt er strengen Verkehrskontrollen. Die anderen Brics-Währungen sind zu schwach und unbedeutend. Selbst der Euroraum bietet nicht die Tiefe und Größe des US-Kapitalmarktes.
Dieser ist daher praktisch alternativlos. Solange das so ist, gibt es für die US-Regierung wenig Grund, die hohen Schulden als Problem zu sehen. Eine Pleite ist ausgeschlossen, denn sollten die Schuldscheine tatsächlich am Finanzmarkt keine Abnehmer mehr finden, würde die Notenbank als Käufer einspringen. Ohne Alternativen für Investoren hätte das auch keine Konsequenzen.
Notenbanken suchen schon jetzt Alternativen zum Dollar
Doch könnten diese entstehen, oder sind sie bereits da? Die Anhänger der Kryptowährungen sehen in Bitcoin & Co. eine Ausweichmöglichkeit. Allerdings werden Digitalwährungen bislang vor allem für Spekulation und die kriminelle Verschleierung von Geldströmen genutzt, nicht als Zahlungsmittel oder Wertspeicher.
Anders ist das bei Gold. Dessen Wertaufbewahrungsfunktion ist Tausende Jahre alt, und es ist weltweit akzeptiert. Zudem ist seit rund zwei Jahren eine ungewöhnliche Entwicklung beim Preis zu beobachten. Normalerweise orientiert sich dieser an der Tendenz bei den US-Zinsen – steigen sie, sinkt der Goldpreis und umgekehrt. Denn das Edelmetall bringt keine Zinsen, daher verliert es mit höheren Zinsen an Attraktivität.
Doch seit rund zwei Jahren sind die Zinsen hoch, und trotzdem gewinnt Gold stetig an Wert. Ein wesentlicher Grund dafür sind Käufe durch Notenbanken, die Alternativen zum Dollar suchen. Es gibt also in gewissem Umfang bereits eine Flucht aus der US-Währung und die Umschichtung in eine andere. Allerdings kann auch Gold den Dollar nicht als Weltleitwährung ersetzen.
Immerhin aber dürfte der Aufwärtstrend beim Edelmetall anhalten, solange das Unbehagen in vielen Ländern gegenüber der US-Währung wächst und der US-Schuldenberg Ängste vor Inflation und Wertverfall schürt.
Handlungsempfehlung
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