Trotz 4 Prozent Inflation bleiben die Notenbanken dabei: Die Geldentwertung in
dieser Höhe sei vorübergehend und werde bald sinken. Doch viele Anleger sind
skeptisch und wollen ihr Vermögen mit Gold schützen. Sollen sie jetzt welches
kaufen? Ja, das sollten sie, meint Vermögensverwalter Stephan Albrech und nennt
dafür drei Argumente.
Gold gilt als die Anlageklasse, die am besten vor Geldentwertung schützt. Beliebt ist der Vergleich zwischen dem Preis für eine gute römische Tunika und einen guten Anzug heutzutage. Beides war oder ist für je eine Feinunze Gold zu haben. Das ist doch der schlagende Beweis für Gold als idealen Schutz, oder?
Leider nein – zum einen lebt kein Mensch so lange, um von diesem mega-langfristigen Schutz gegen Inflation zu profitieren. Zum anderen zeigen neuere wissenschaftliche Studien: Auf Sicht von Jahrzehnten haben Inflationsraten und Goldpreis nicht unmittelbar miteinander zu tun.
Der Realzins als Motor bleibt weiterhin negativ.
Warum sind Privatinvestoren aus unserer Sicht dennoch gut beraten, ihren Goldbestand
aufzustocken beziehungsweise sich einen zuzulegen? Drei gute Gründe sind zu nennen.
Erstens: Der Preis von Gold hängt weniger von der Inflation ab als vom Realzins. Dieser ergibt sich aus den Nominalzinsen abzüglich der Inflationsrate. Sinkt der Realzins unter die Marke von null Prozent, schlägt die Stunde für Gold, wie Daten der US-Notenbank zeigen: In den 1970er-Jahren explodierte der 1971 freigegebene Goldpreis bei einem Realzins von minus vier Prozent von 35 auf fast 800 US-Dollar.
Die Goldhausse der 2000er-Jahre fand ebenfalls in einem Umfeld statt, in dem der Realzins auf bis zu minus vier Prozent abtauchte. Derzeit bewegt sich der Realzins bei etwa minus 2,5 Prozent.
Erhöhen die Notenbanken die Zinsen nicht, was wahrscheinlich ist, und/ oder erhöht sich die Inflation, wird der Realzins noch weiter sinken. Dies sollte dem Edelmetall – unter Umständen deutlichen – Rückenwind geben.
Das Edelmetall ist relativ günstig zu haben
Zweitens ist der Goldpreis aktuell relativ niedrig. Nach der starken Hausse 2019/2020 korrigiert der Preis bereits seit über einem Jahr den Anstieg von damals 70 Prozent (!!!) aus. Diese Korrektur hält sich preismäßig absolut im Rahmen der Erwartungen und zermürbt die Anleger vor allem durch ihre Dauer und nicht die Dimension der Kursverluste. Dass das Edelmetall prozentual relativ wenig nachgibt, ist in unseren Augen ebenfalls ein Zeichen der Stärke.
Gold stabilisiert ein Aktiendepot
Drittens ist Gold ein langfristiger Wertspeicher, dessen Preis oft ansteigt, wenn es an den
Aktienmärkten zu knirschen beginnt. Mit einer langfristigen Orientierung lohnt es daher, das Edelmetall vor allem in Zeiten der Schwäche einzusammeln – also dann, wenn die Aktienbörsen wie jetzt einen guten Lauf haben. Dann kann es seine Wirkung als Stabilisator im Portfolio entfalten, wenn Dax, Nasdaq und Co. eine Verschnaufpause einlegen. Und irgendwann wird das wieder der Fall sein.
Stephan Albrech
Über den Autor:
Stephan Albrech ist Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung aus Köln.
Dieser Artikel erschien am 25.10.2021 unter folgendem Link:
https://www.dasinvestment.com/warum-es-sich-lohnt-jetzt-gold-zu-kaufen/