Sollten Anleger lieber in Gold oder in Silber investieren? Gold schloss das Jahr 2022 auf unverändertem Niveau ab, obwohl die Inflation so hoch war wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Durch steigende Anleiherenditen und eine Aufwertung des US-Dollars erfuhr das Edelmetall enormen Gegenwind. Seit Ende des Jahres 2022 kehrt sich dieser Gegenwind allmählich um.
Die realen Anleiherenditen stiegen 2022 von -1,1 Prozent zu Beginn des Jahres auf 1,6 Prozent zum Jahresende und verzeichneten damit den aggressivsten Abverkauf seit Jahrzehnten. Der Goldpreis verharrte unterdessen auf unverändertem Niveau (-0,3 Prozent im Jahresvergleich), obwohl er innerhalb des Jahres einen Höchststand von über 2.000 US-Dollar/Unze erreicht hatte und auf rund 1.600 US-Dollar/Unze abgestürzt war. Das Ausmaß des Abverkaufs bei Anleihen belastete den Goldpreis jedoch. Ohne die steigenden Realzinsen würde das Edelmetall angesichts der ausgeprägten Inflation wohl zu deutlich höheren Kursen notieren. Jetzt, da die Realzinsen erneut sinken (seit Oktober 2022), flaut ein Aspekt des Gegenwinds für Gold ab.
Gegenwind für Gold flaut ab. Während des größten Teils des Jahres 2022 hatte die Abwertung des US-Dollars den Goldpreis in US-Dollar belastet. Doch seit Oktober 2022 verliert die amerikanische Währung an Wert, was den Goldpreis nach oben treibt. Gemessen an den Trends bei Anleihen und Dollar gehen die Märkte offenbar davon aus, dass wir uns dem Ende des Straffungszyklus der US-Notenbank nähern – und dass es wohl irgendwann in diesem Jahr zu einem Umschwenken auf eine gelockerte Geldpolitik kommen wird.
Während die Stimmung der Anleger gegenüber Gold über weite Strecken des Jahres 2022 gedämpft war, zeigten die Zentralbanken besondere Begeisterung für das Edelmetall. Die Goldkäufe der Zentralbanken erreichten im Jahr 2022 mit 1.135,7 Tonnen den höchsten Wert seit 1967. Es könnte schwierig sein, dieses Hoch 2023 zu übertreffen.
Goldpreis: Neues nominales Allzeithoch in Sicht
Unter Bezugnahme auf wirtschaftliche Konsensprognosen zeigt das Goldmodell von Wisdom Tree, dass der Goldpreis bis zum Ende des Jahres 2.080 US-Dollar/Unze erreichen könnte. Dieses Niveau wäre höher als das bisherige nominale Allzeithoch von 2.061 US-Dollar/Unze, das am 7. August 2020 verzeichnet wurde. In realen Werten entspricht dies allerdings nicht dem Allzeithoch, das im Januar 1980 aufgestellt wurde. Tatsächlich würde es um 19 Prozent unter diesem Stand liegen, und real gesehen befindet es sich immer noch 11 Prozent unter dem Höchstwert von 2020.
Angenommen, dass die großen Zentralbanken irgendwann im Jahr 2023 ihre Politik lockern, anstatt ihren aggressiven Kurs fortzusetzen, könnte sich der Nebel der Unsicherheit lichten. In diesem Fall könnte Silber möglicherweise Gold überflügeln. Aber davon sind wir wohl noch weit entfernt.
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