Die Entscheidung der Europäische Zentralbank, den Leitzins im Juli um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, gleicht einer Verzweiflungstat. Aufgrund der hohen Inflation in Europa und der gigantischen Staatsverschuldung der südlichen Länder steckt die EZB in einer großen Zwickmühle.

Es wird ernst!

Die EZB hat weder der historisch hohen Inflation noch den aktuellen Krisen etwas entgegenzusetzen. Der Grund ist einfach: Das Pulver wurde in den letzten Jahren komplett verschossen. Die Finanz-, die Euro- und zuletzt die Coronakrise haben die EZB immer weiter in die Ecke gedrängt. Die Antworten auf jeder dieser Krisen waren immer dieselben: Gelddrucken und Zinssenkungen. Diese Klaviatur wurde inflationär gespielt. Durch das stetige Gelddrucken hat sich die Bilanz der EZB auf gigantische 8,81 Billionen Euro aufgebläht, was circa 84 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) der Eurozone entspricht.

Das Resultat ist eine historisch hohe Inflationsrate von 8,1 Prozent in der Eurozone. Zudem liegen 40 Prozent der Staatsschulden in der Bilanz der EZB. Parallel haben sich die Regierungen bis zur Halskrause verschuldet und benötigen die Inflation mehr als es der EZB recht ist, um ihre Schulden auf Kosten der Bürger zu entwerten. Hand in Hand ist die Vermögenspreisblase mit der Bilanz der EZB in den letzten Jahren gestiegen. Aktien, Oldtimer, Kunstwerke, Immobilien usw. – alle sind in Euro weiter angeschwollen. Dies spiegelt lediglich den Kaufkraftverlust wider.

Die EZB hat damit planwirtschaftlich und sozialistisch organisiert die Reichen reicher gemacht – auf Kosten der ärmer werdenden Mittelschicht.

Die nächste Krise ist schon programmiert!

Wie immer hat die EZB zu spät und zu wenig reagiert. Sie kann die Zinsen gar nicht markant erhöhen, da sonst die Südstaaten Europas der Reihe nach umkippen würden.

Die EZB steckt in der Zwickmühle: Sie kann zwischen der Bekämpfung der Inflation wählen oder den Euro sowie die Südstaaten Europas zu retten und am Leben zu erhalten. Beides zusammen geht nicht. Es bahnt sich daher schon die nächste große Krise an.

Ein Blick auf die Staatsanleihen im Euroraum verdeutlichen das Dilemma: Schon jetzt klaffen die Staatsanleihen wieder weit auseinander. Italien muss aktuell 2,5 Prozent mehr Zinsen am Kapitalmarkt für neue Schulden berappen als Deutschland.

Das Problem: Für ein Land mit einer Schuldenquote von nahezu 150 Prozent zum BIP ist jeder Prozentpunkt schmerzhaft.

Die EZB befindet sich im Endspiel

In Deutschland sahen wir im Mai ein 50-Jahreshoch der Inflationsrate mit 7,9 Prozent. Dies alles auf den Krieg in der Ukraine zu schieben, ist zu einfach. Schon davor hatten wir deutlich über 5 Prozent Inflation.

Gegenüberstellung des EZB-Leitzinssatzes und der Verbraucherpreise

In diesem Chart kann man gut erkennen, wie hohe Inflationsraten in der Vergangenheit mit steigenden Zinsen bekämpft wurden.

Dieses Mal hat die Europäische Notenbank das Problem, dass der Zins bei 0 Prozent liegt und damit der Spielraum der EZB in Frankfurt mehr als eingeschränkt ist. Aber dies ist nicht das einzige Problem: Wir haben zusätzlich noch Krieg in Europa, die Kollateralschäden der Corona-Krise wie z.B. kaputte Lieferketten, eine drohende Rezession und Lockdowns in China sowie eine Energiekrise, die teilweise durch eine falsche Energiewende selbst verursacht wurde.

All das spricht für eine bevorstehende, große Krise.

Die EZB muss sich also nun entscheiden zwischen Pest und Cholera: Bekämpft sie die Inflation und beendet damit das Währungsexperiment Euro, dann schickt sie die Zombiestaaten in den Bankrott. Rettet sie diese, riskiert sie eine Hyperinflation. Egal wie man es dreht und wendet, beides führt zum gleichen Ergebnis: dem Ende des Euros!

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