Anleger können nicht nur bei steigenden Kursen, sondern auch während Abwärtsbewegungen Rendite machen. Mit einem Short-ETF setzen sie darauf, dass die Kurse fallen. Short-ETFs bilden einen Index ab, aber „spiegelverkehrt“. Wir stellen Funktionsweise und Produkte vor.

Die Börse ist bekanntlich keine Einbahnstraße. Kurse können steigen und fallen. Wer auf Jahre oder gar Jahrzehnte hin investiert, kann die Schwankungen im Markt ignorieren, denn auf lange Sicht haben sich Aktien als gutes Investment erwiesen. Sowohl als Einzelinvestment als auch in einem börsengehandelten Fonds wie einem ETF. Anleger finden bei diesen Produkten eine große Auswahl vor und profitieren von steigenden Kursen der im ETF enthaltenen Werte. Aber was ist, wenn die Kurse fallen? Wer auf dieses Szenario setzen will, hat eine eingeschränktere Auswahl. Es gibt hochriskante Derivate, mit denen man sein Portfolio gegen einen Kursverfall absichern kann, dazu zählen etwa Optionsscheine (Puts) und Zertifikate.

Der „umgekehrte“ Index

Allerdings gibt es heute eine gewisse Auswahl an sogenannten Short ETFs, mit denen Anleger auf fallende Kurse eines bestimmten Marktes oder einer Branche setzen können. Im Gegensatz zu einem traditionellen ETF, der die Performance eines Marktes oder einer Branche nachbildet, agiert ein Short ETF umgekehrt zur Performance des zugrunde liegenden Marktes oder der Branche. Experten sprechen daher auch von inversen ETFs, weil sie in umgekehrter Weise an der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index teilhaben.

Wie man Short ETFs sinnvoll einsetzt

Ein Short ETF wird verwendet, um einen Short-Verkauf eines Marktes abzusichern, ohne dass der Anleger tatsächlich die zugrunde liegenden Vermögenswerte besitzen muss. Der Fondsmanager des Short ETF verkauft stattdessen Futures-Kontrakte oder andere Derivate, die auf einen Rückgang des zugrunde liegenden Marktes oder der Branche ausgerichtet sind. Wenn das Szenario dann tatsächlich eintritt, steigt der Wert des Short ETF, und der Anleger erzielt eine Rendite. Sinkt der Wert des Short ETF aber, erleidet man Verluste. Das Risiko besteht darin, dass man mit einem Short ETF gegen den langfristigen Trend des Aktienmarktes spekuliert – Dax, S&P 500, MSCI World und Nasdaq 100 haben auf lange Sicht starke Wertzuwächse an der Börse verzeichnet. Wer langfristig short ging, lag daneben.

Short ETFs als Teil einer Absicherungsstrategie

Aufgrund des höheren Risikos und der geringen Wahrscheinlichkeit eines starken Kursverfalls an den Märkten eignen sich Short ETF kaum dafür, gezielt auf hohe Gewinne zu wetten. Als Teil einer Absicherungsstrategie für das Portfolio und mit Maß eingesetzt haben sie aber durchaus ihre Berechtigung. Wenn zum Beispiel der Dax um fünf Prozent fällt, würde der entsprechende Dax Short‑ETF etwa um fünf Prozent steigen. In einem Portfolio mit mehreren ETFs sowie einem Short ETF würde bei fallenden Kursen in Summe der Verlust der Assets gemildert.

Die Versicherungssumme kassieren

Viele Anleger nehmen in so einem Fall bei einem Short ETF Gewinne mit, kassieren also quasi die Versicherungssumme. Diese Strategie hat den Vorteil, dass bei einem Kursverfall keine Titel aus dem Portfolio verkauft werden müssen, wie das unweigerlich geschehen würde, wenn man seine Aktienfonds oder ETFs durch Stoppkurse absichert.

Short ETFs mit Kostenvorteil

Gegen eine längere Haltedauer von Short ETFs spricht die sogenannte Pfadabhängigkeit: Short‑ETFs bilden den zugrundeliegenden Index auf Tagesbasis eins zu eins invers ab, was bei einer längeren Haltedauer zu Abweichungen führen kann. Ein Vorteil von Short-ETFs ist ihre passive Funktionsweise. Daher sind sie von den Kosten her meist deutlich günstiger als ein gemanagter Hedgefonds, der auch Short-Strategien einsetzen kann.

Wichtiger Hinweis: Bei dem verfassten Text handelt es sich um die Meinung des Autors. Er stellt weder eine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlung oder eine Beratung dar. Beratungen können immer nur persönlich geschehen. Wenn Sie eine Beratung wünschen, nutzen Sie bitte eine der Kontaktmöglichkeiten.