Europa und USA steuern auf schwere Rezessionen zu. Doch die Gefahren des wirtschaftlichen Abschwungs sind an den Finanzmärkten nicht ausreichend eingepreist, meint Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann. DAX und S&P könnten daher noch deutlich unter Druck geraten.
Konjunkturell erleben wir derzeit die Ruhe vor dem Sturm. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone dürfte das BIP im 3. Quartal nochmals moderat zugelegt haben. Maßgeblich dafür waren insbesondere Zuwächse beim privaten Verbrauch. Hier haben sich unter anderem die pandemiebedingten Nachholeffekte (vermehrte Reise- und Freizeitaktivitäten) positiv bemerkbar gemacht. In den USA erzeugten überdies die rückläufigen Benzinpreise Rückenwind. Bei den Unternehmen hat sich unterdessen tiefer Pessimismus ausgebreitet. Dies zeigt sich abgesehen von den Einkaufsmanagerindikatoren besonders markant bei den ifo-Geschäftserwartungen, die mittlerweile tiefer liegen als während der Finanzkrise 2008/2009.
Wir sehen darin die Vorboten für eine massive konjunkturelle Eintrübung. Unsere eigenen weit vorauslaufenden Frühindikatoren lassen mithin keinen Zweifel daran, dass die Weltwirtschaft vor einem tiefen Einbruch steht. Entsprechend gehen wir davon aus, dass sowohl die Eurozone als auch die USA um die Jahreswende 2022/2023 in eine Rezession rutschen werden.
Angesichts der sich anbahnenden Rezession dürfte 2023 von einem klassischen Risk-off-Umfeld gekennzeichnet sein. Risikoassets stehen somit weiter unter Druck. Staatsanleihen sollten hingegen nach dem schwarzen Jahr 2022 wieder ihrer Rolle als sicherer Hafen gerecht werden und ganz oben auf der Kaufliste der Investoren stehen. Für Aktien sehen wir frühestens Ende 2023 Licht am Ende des Tunnels. Bis dahin bleibt hier weiter eine defensive Ausrichtung Trumpf.
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