Der Preisdruck im Euroraum dürfte nach Ansicht des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank hoch bleiben, auch wenn die in die Höhe geschnellten Energiekosten allmählich nachlassen.

„Dies ist kein Indikator für die Inflationsdynamik insgesamt“, sagte EZB-Chefökonom Philip Lane am Freitag im Rahmen einer Podiumsdiskussion in New Orleans. Der ursprüngliche Energieschock infolge des russischen Krieges in der Ukraine und die Auswirkungen der Pandemie werden sich noch „in den nächsten zwei oder drei Jahren“ in den Löhnen niederschlagen.

Im Dezember hat sich die Inflation in der Eurozone auf 9,2 Prozent verlangsamt und damit stärker abgenommen als Ökonomen vorhergesagt hatten. Für Entspannung sorgte der Energiesektor. Die Kerninflation erreichte, indessen den Rekordwert von 5,2 Prozent, wie die am Freitag vorgelegten Daten zeigten.

Weitere Zinsschritte nötig

Da die Lohnerhöhungen bisher hinter diesen Preissteigerungen zurückgeblieben sind, klaffe nun eine Lücke, die „die Inflation in den nächsten Jahren unter Druck halten wird“, so Lane. Wenn die Verlangsamung der Energiekosten jedoch weitergeht, sollte dies im Laufe der Zeit zu „weniger Druck auf die Lebensmittelinflation und weniger Druck auf die Kerninflation“ führen, meint der Ökonom.

Die EZB hat die Zinsen im vergangenen Jahr um 250 Basispunkte heraufgesetzt und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt. Simulationen zeigen laut Lane, dass das derzeitige Zinsniveau nicht ausreicht, um die Inflation zeitnah auf das Zwei-Prozent-Ziel zu drücken. Die EZB stehe zu ihrer Forward Guidance, so Lane. Die künftigen Zinsentscheidungen hingen jedoch angesichts der bestehenden Unsicherheiten von der Entwicklung der eingehenden Daten ab.

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