Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im Oktober nur noch um 0,1% zum Vormonat gestiegen und die jährliche Inflationsrate ist damit auf 2,9% gefallen. Ein erheblicher Teil des Rückgangs geht auf den Wegfall von Energiepreiseffekten aus dem Vorjahr zurück.

Das dürfte sich in den kommenden Monaten noch fortsetzen, denn die Konjunktur bleibt schwach. Die EZB wird vor diesem Hintergrund die Zinsen wohl nicht weiter anheben. Vielmehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der zweiten Jahreshälfte 2024 und damit vor der FED wieder mit Zinssenkungen beginnt, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Die Inflationsrate im Euro-Raum ist im Oktober überraschend deutlich von 4,3 auf 2,9% gesunken. Der Rückgang geht zu einem erheblichen Teil auf die Stabilisierung von Energie- und Nahrungsmittelpreisen in den vergangenen Monaten zurück. Aber auch der zugrunde liegende Preisdruck hat im Oktober erneut nachgelassen. Die monatliche Teuerung ohne Energie und Nahrungsmittel lag nur bei 0,2%. Die jährliche Kerninflation fiel damit von 4,5 auf 4,2% und liegt damit auf ähnlichem Niveau wie in den USA. Dabei sind im Euro-Raum im Oktober die Preise für Industriegüter im Oktober zwar wieder deutlich gestiegen. Bei den für die Geldpolitik zentralen Preisen für Dienstleistungen hat sich die disinflationäre Tendenz der vergangenen Monate aber verfestigt.

Und die Aussichten für Anleger?

Die Oktoberdaten bestätigen, dass die Inflation auch in Europa auf dem Rückzug ist und dieser in den kommenden Monaten rascher ablaufen könnte als von EZB und Investoren bisher erwartet. Anders als in den USA ist der Rückgang auch Folge der deutlichen Eintrübung der Konjunktur durch die Straffung der Finanzierungskonditionen. Im dritten Quartal ist die Wirtschaftsleistung in der Währungsunion wieder leicht gesunken, und der Ausblick für Q4 ist ebenfalls mau. Zwar dürfte die Kerninflation auch im kommenden Jahr noch deutlich über dem Inflationsziel von 2% liegen. Weitere Zinsanhebungen sind aus Sicht der EZB dennoch wohl nicht mehr nötig. Denn die fallende Teuerung impliziert auch ohne zusätzliche Zinsanhebungen eine reale Straffung der monetären Konditionen.

Vielmehr steigt mit den heutigen Daten die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB in der zweiten Jahreshälfte 2024 und damit vor der FED wieder mit Zinssenkungen beginnt. Ob es dazu kommt, hängt neben der konjunkturellen Entwicklung insbesondere von der Stärke des Lohnauftriebs ab. Dieser hat sich in Europa – im Gegensatz zu den USA – bisher nicht verlangsamt. Aus Investorensicht sprechen die heutigen Inflationsdaten dennoch für einen schrittweisen Aufbau von Durationsrisiken, zumal die Anleihenmärkte auf den aktuellen Zinsniveaus wieder einen guten Schutz gegen konjunkturell bedingte Rückschläge am Aktienmarkt bieten.

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