Für viele europäische Privatbanken lohnt sich der Betrieb eines engmaschigen Netzes von Geschäftsstellen nicht mehr. Einer neuen Studie zufolge steht fast die Hälfte der Filialen in den kommenden Jahren vor der Schließung.
Eine Studie der Wirtschaftsberatung PwC sagt eine Welle an Filialschließungen europäischer Banken voraus. Danach könnten bis zum Jahr 2023 bis zu 40 Prozent der Geschäftsstellen vor dem Aus stehen. Für Mitarbeiter und Kunden der Filialen stehen damit drastische Einschnitte bevor.
Studienautor Andreas Pratz und seine Kollegen betrachteten rund 50 Privatkundenbanken und Bankengruppen mit insgesamt 690 Millionen Kunden sowie geschätzten Privatkundeneinlagen und Kreditvolumina in Höhe von 18 Billionen Euro. Einbezogen wurden Banken aus 15 Ländern in Europa sowie zu Vergleichszwecken auch in Nordamerika und Australien.
Zu wenig Ertrag aus den Filialen
Hauptgrund für die erwarteten Schließungsmaßnahmen ist die mangelnde Rentabilität der Filialen für die Bankhäuser. Laut der Studie ist der Durchschnittsgewinn pro Kunde im vergangenen Jahr 2020 noch einmal um acht Prozent auf 193 Euro abgesackt. Auch wird immer weniger Geschäft in den Filialen gemacht. Immer weniger Bankkunden nehmen zum Beispiel internationale Transaktionen vor, und auch die Nachfrage nach Verbraucherkrediten ist weiter gesunken.
Der Ertrag pro Kunde ist in Filialen in Deutschland unterdurchschnittlich, er liegt bei 172 Euro. Dagegen brachte ein Kunde in der Schweiz im Schnitt 444 Euro Gewinn, in Österreich leicht überdurchschnittliche 208 Euro. Auch in Italien und Spanien liegen die Erträge deutlich höher als in Deutschland. Laut Studienautor Pratz werden dort höhere Bankgebühren erhoben oder Gehaltskonten besser mit anderen Bank-Angeboten wie Baufinanzierungen verknüpft. Laut Pratz gibt es aber auch in Deutschland starke Unterschiede, so schafften die „Verbünde“, also die Volksbanken und die Sparkassen, bessere Erträge als die Filialen von privaten Geschäftsbanken.