Die Schufa-Kreditwürdigkeitsprüfer konstruieren eine App, die einen tiefen Einblick in ihre Bewertungsmethoden bietet. Nutzer können ihre Kreditwürdigkeit damit gezielt verbessern. Andererseits weiß die Schufa dann fast alles. Darf sie das?

Die Kreditwürdigkeits-Prüfer der Schufa streiten mit der Bürgerbewegung Finanzwende, einem regierungsnahen Thinktank, der sich kritisch mit dem Finanzgebaren von Banken und finanznahen Dienstleistern auseinandersetzt. Der Grund: Finanzwende will Pläne der Schufa stoppen, die ihr den Einblick in die Konten zahlreicher Menschen ermöglichen. „Finger weg von unseren Bankkonten!”, fordert plakativ Gerhard Schick, Vorstand der als Verein organisierten Bürgerbewegung. „Mit Einblick in die Kontodaten würde die Schufa noch mächtiger werden, als sie es ohnehin schon ist”, sagt er.

Besserer Schufa-Score gegen Dateneinblick – ist das freiwillig?

Im Mittelpunkt der in die Kritik geratenen Schufa-Pläne steht die App Bonify. Deren Betreiber, die Berliner Forteil-Gruppe, hatte die Schufa Ende 2022 gekauft. Bereits damals kündigte die Schufa an, Bonify in ein „persönliches Datencockpit” zu verwandeln. Nutzer sollen mit der App unter anderem ihre Schufa-Kreditwürdigkeitsnote abrufen, sie aber auch verbessern können – indem sie der Schufa zum Beispiel Einblick in Kontodaten gewähren.

Das Angebot sei freiwillig, betont die Schufa. Die Bürgerbewegung Finanzwende zweifelt. „Ist die Datenweitergabe wirklich freiwillig, wenn ich ohne gute Schufa-Bewertung keine Mietwohnung bekomme und diese gute Schufa-Bewertung nur mit dem Kontoeinblick erreiche?”, fragt Schick.

Tatsächlich spricht die Schufa selbst davon, mit dem neuen Angebot Menschen anzusprechen, „die wegen negativer Zahlungserfahrungen bei der Schufa nur eingeschränkt am Wirtschaftsleben teilhaben können.”

Kritiker fordern, Schufa solle Berechnungen generell offenlegen

Die Kreditwürdigkeits-Prüfer halten ihre App für eine gute Sache. Bis Ende dieses Jahres sollen mit ihr alle Nutzer Einblick in ihre bei der Schufa gespeicherten Daten erhalten. Im nächsten Schritt soll es dann möglich sein, in der App mit echten Daten zu simulieren, wie sich die Kreditwürdigkeit beeinflussen lässt. Die Schufa nennt das „Datensouveränität“.

Das Unternehmen Forteil, das die App betreibt, ist eine 100-prozentige-Schufa-Tochter. „Ohne Zustimmung der Nutzer fließen keine Daten von Bonify zur Schufa oder umgekehrt“, heißt es von den Kreditwürdigkeits-Detektiven. Und weiter: „Aber wer seine vorliegenden Schufa-Daten mit eigenen Kontodaten ergänzen und damit den eigenen Score verbessern will: Warum denn nicht?“

Finanzwende will dennoch, dass die Schufa diese Pläne stoppt. Schick fordert das Unternehmen auch auf, die genaue Berechnung der Kreditwürdigkeit für Gerichte und Expertengremien offenzulegen. Die Schufa solle klar benennen, welche Faktoren mit welcher Gewichtung einfließen. Das Geschäftsmodell der Schufa greife tief in das gesellschaftliche Zusammenleben ein. Damit liege enorme Verantwortung in den Händen eines privatwirtschaftlich organisierten Unternehmens.

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