Die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) hat zwar beim Erhöhen der Zinsen eine Pause eingelegt, aber die Europäische Zentralbank (EZB) und auch die Bank of England (BoE) lassen keinen Zweifel: Für sie ist das Ende der Fahnenstange im Kampf gegen die Inflation noch nicht erreicht.

Für die Anleger geht derweil der Kampf gegen den Wertverlust weiter. Zwar wirken die wieder positiven Renditen beruhigend, aber Grund zum Ausruhen gibt es keinen. Im Gegenteil. Gemessen an den Realzinsen, also dem, was von den Nominalzinsen nach Abzug der Inflation noch übrigbleibt, hat sich die Lage sogar deutlich verschlechtert. Wie langfristig historische Betrachtungen zeigen, sind negative Realzinsen selten, aber leider keine Unbekannten. Man muss aber bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen um ein ähnlich tiefes – negatives – Niveau zu finden. Anders ausgedrückt: Die Renditen sind wieder da, aber die Inflation einberechnet sind diese tiefrot.

Fazit:

  • Aus Investorensicht heißt das: Die Inflation dürfte uns länger begleiten. Damit wird der Kaufkrafterhalt zur untersten Verteidigungslinie bei der Kapitalanlage. Es liegt nahe, Vermögensklassen, die bei erhöhter Inflation eine positive Realrendite erwarten lassen, bei der langfristigen/strategischen Ausrichtung höher zu gewichten.
  • Spätestens mit dem Handlungsdruck der Dekarbonisierung ist die Nachhaltigkeit endgültig zum Anlagetrend geworden. Dass die Inklusion von Nachhaltigkeitskriterien dabei nicht nachteilig sein muss, zeigen eine Fülle akademischer Studien.
  • Aus kürzerfristiger/taktischer Sicht erscheint mehr Vorsicht angebracht. Es fällt auf, dass es an den Aktienmärkten an Marktbreite fehlt. Die Kursavancen der letzten Wochen wurden von wenigen Titeln getragen. Der Technologiesektor dominierte das Marktgeschehen.
  • Auch scheint sich der Markt selbst nicht zu trauen. Die Anlegerstimmung, gemessen am Sentix, ist unverändert verhalten für Aktien, während gleichzeitig die Anleihenmärkte die Rezession einpreisen, wie es z.B. die Zinsstrukturkurven für die USA und Deutschland bzw. das Euroland zeigen.
  • Eine Rezession in den USA zum Jahreswechsel hin ist noch nicht vom Tisch. Sie wäre für die US-Zentralbank auch ein wichtiges Signal, um die Inflationserwartungen zu brechen.
  • Während der Wachstumsausblick für die Aktienmärkte ein Belastungsfaktor bleiben sollte, dürften die Staatsanleihenmärkte davon eher profitieren.
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