Die demografische Wende stellt für Lebensversicherer weltweit eine große Herausforderung dar. Sie könnten in den kommenden Jahren unter anderem Billionen an Vermögenswerten verlieren, wie ein Report von Capgemini warnt.

Die Menschheit wird immer älter. Die Vereinten Nationen sagen voraus, dass im Jahr 2050 ein Drittel der Weltbevölkerung über 50 Jahre alt sein wird. Diese demografische Entwicklung hat für Lebensversicherer große Auswirkungen – auch in einer Hinsicht, die bisher kaum beachtet wurde: Sie sind mit einem erheblichen Abfluss von verwalteten Vermögenswerten konfrontiert. Darauf weist der „Word Life Insurance Report 2023“ hin, für den die international tätige Beratungsgesellschaft Capgemini die Geschäftsberichte der 40 weltweit führenden Lebensversicherer mit Daten der Vereinten Nationen zur Lebenserwartung abgeglichen hat.

Kommentar von mir

Wenn wir uns nur den deutschen Lebensversicherungsmarkt ansehen, ist das Thema Demographie ein wesentlicher Teil des Problems, das aber (noch) nicht thematisiert wird. Die Babyboomer gehen in Rente bzw. Pension. Ihre Lebensversicherungen bei „Pfefferminzia & Co“ werden fällig oder die privaten Rentenversicherungen zahlen die vereinbarten Renten.

Was könnte deutsche Versicherer in die Situation bringen, nicht mehr solvent zu sein?

Aufgrund der massiven Verschuldungen der Staaten und Unternehmen muss die Notenbanken einerseits die Zinsen möglichst niedrig halten, um nicht bankrott zu gehen oder andererseits die Zinsen hochhalten, um der Inflation Herr zu werden. Beides ist schlecht für die klassischen Lebens- und Rentenversicherungen.

Hierzu muss man zunächst wissen, wie die deutschen Lebensversicherer das Geld der Versicherten anlegen. Der klassische Deckungsstock besteht überwiegend, teilweise bis zu 90%, aus festverzinslichen Wertpapieren (Renten).

Fall A:    Die Zinsen bleiben niedrig 0% – 2% pro Jahr. Nach Abzug der Kosten für den Versicherungsmantel bleibt vielleicht der garantierte Wert. Rentabel ist es auf jeden Fall nicht. Aber im Sinne der Insolvenz wahrscheinlich beherrschbar.

Fall B:    Die Zinsen steigen deutlich. Hierzu muss man wissen, das steigende Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere (Renten) fallende Kurse bedeuten. Je länger die durchschnittliche Duration (vereinfacht Laufzeit) des Rentenportfolios ist, umso größer sind die Kursverluste der Renten. Wegen der Niedrigzinsphase der letzten Jahre haben die Versicherer sehr langlaufende Renten gekauft, um noch einen auskömmlichen Zinsertrag zu erhalten. Das Risiko bei steigenden Zinsen ist, gerade bei langlaufenden Renten, sehr hohe stille Lasten aufzubauen. Das ist dann nicht so schlimm, solange die Versicherer mehr Neuabschlüsse hat als auslaufende bzw. gekündigte Verträge verzeichnet. Somit müsste der Versicherer die Papiere nicht verkaufen und für Versicherer gilt nicht das strenge Niederwertprinzip!

Achtung: Jetzt kommt es! 

Wegen der demographischen Entwicklung ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Zahl der fälligen Lebensversicherungen bzw. der Rentenempfänger deutlich höher sein wird als die Neuabschlüsse. Kommen Zinssteigerungen hinzu (stille Lasten) werden die Versicherer unter Umständen nicht einmal die Garantien bedienen können. Das könnte zur Zahlungsunfähigkeit des Versicherers führen. Stichwort: §314 VAG.

Deshalb ist es nach meiner Analyse und Bewertung auch richtig an der Schuldenbremse festzuhalten. Wenn das nicht passiert, wird es bitter für die Altersversorgung für einen breiten Teil der Bevölkerung, die auf klassische Versicherungsprodukte setzen oder gesetzt haben. Dasselbe gilt übrigens auch für Versorgungswerke, sie sind im Grunde auch nichts anderes als Lebens- bzw. Rentenversicherungen.

Mein Fazit

Ob nun Fall A oder gar Fall B eintritt. Vermögensaufbau mit klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen machen m.E. keinen Sinn. Ebenso Index- oder Hybridpolicen.

Innovative Produkte zur Altersvorsorge und Vermögensschutz

Fondsgebundene Lebensversicherungen können eine Lösung sein, aber nur die, die mit ihrer Gestaltungsfreiheit den Versicherungsnehmern mit ihren Bedürfnissen gerecht werden können. Dafür müssen sie personalisierte, maßgeschneiderte und vertrauensstiftendes Lösungen bieten.

In weiteren Finanz-Kompass Folgen werde ich u.a. auf die Folgen der Rendite (nach Steuern) eingehen und beschreiben. Dabei geht es um die langfristigen Auswirkungen auf die Vermögensentwicklung und die Altersvorsorge.

Wichtiger Hinweis: Bei dem verfassten Text handelt es sich um die Meinung des Autors. Er stellt weder eine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlung oder eine Beratung dar. Beratungen können immer nur persönlich geschehen. Wenn Sie eine Beratung wünschen, nutzen Sie bitte eine der Kontaktmöglichkeiten.